Fabio Celestini glückt der Einstand als Trainer des FC Basel – nun kann er eigene Vorurteile korrigieren

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Mit dem neuen Coach erzittert der FC Basel einen 2:1-Heimsieg gegen den Aufsteiger Yverdon. Celestini muss dabei den Notfallarzt geben. Der Weg zur Genesung dürfte lang sein.

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Fabio Celestini bleibt als Trainer des FC Basel nicht viel anderes übrig, als den Notfallarzt zu geben. –> <!–>

Fabio Celestini bleibt als Trainer des FC Basel nicht viel anderes übrig, als den Notfallarzt zu geben.

Georgios Kefalas / Keystone

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Die Hände in der Jacke vergraben, betritt Fabio Celestini den St. Jakob-Park, um zum ersten Super-League-Match als Trainer des FC Basel anzutreten. Wie seine Spieler wird er konfrontiert mit einem Appell aus der Muttenzer Kurve: «Ihr kennt die Bedingung», mahnen die Fans. Der Applaus von den Tribünen ist verhalten, der FCB spielt passend zu seiner Situation als Tabellenletzter in schwarzer Kleidung.

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Die Partie beginnt, Celestini fuchtelt und schreit – dann das 1:0 für den FCB durch Mohamed Dräger, Celestini reckt die Faust. Doch er sollte leiden. Der Aufsteiger Yverdon gleicht mit einem Penalty aus. Die Erlösung bringt erst der Treffer durch den eingewechselten Gabriel Sigua in der 85. Minute. Noch ein wenig nervöses Herumtigern, dann steht der 2:1-Sieg für Basel fest. Celestini umarmt Taulant Xhaka und klatscht mit allen ab; er hat nach einem schwierigen Spiel ohne Kontur und Höhepunkt bei seiner Anfangsvorstellung gewonnen.

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«Ich weiss, dass man mir nie YB und Basel geben wird», sagte Celestini noch vor kurzem

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Seine davor letzte Anfangsvorstellung hatte Celestini im vergangenen November erlebt, nach einem Jahr ohne Klub. Der schillernde Präsident Christian Constantin war damals unzufrieden mit dem 8. Tabellenplatz seines FC Sion und holte Celestini ins Wallis. Nach nur zwei Punkten aus sechs Spielen wurde er weggeschickt. Danach bewarb sich Celestini auch für den Job als Nationaltrainer der Schweizer Frauen – und hatte das Nachsehen gegenüber Inka Grings. Es kam der letzte Montagmorgen: Celestini bereitete für seinen 48. Geburtstag, der tags darauf anstand, ein kleines Fest vor, da schellte das Telefon. Als er das Telefon aufhängte, war er FCB-Trainer.

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«Wenn der FC Basel anruft, kannst Du nicht Nein sagen», sagte Celestini beim Jobantritt in Basel. Hinter der Floskel steckt mehr als die Bekundung von Respekt gegenüber dem neuen Arbeitgeber. Celestini hatte bis zum Anruf am Montag nicht geglaubt, dass er einmal in Basel einen Trainerjob bekommen würde. Man feiert höchstens einmal im Leben den 48. Geburtstag.

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In «Le Matin Dimanche» wurde Celestini einmal gefragt, was ihm denn fehle, um einen Schritt weiterzukommen, in Luzern war er ein halbes Jahr nach dem Cup-Sieg 2021 entlassen worden. Und Celestini entgegnete: «In der Schweiz sagt man immer, man müsse etwas gewinnen, um weiterzukommen. Das ist jetzt getan.» Damit nahm er Bezug auf den Cup-Titel. Er sagte aber auch: «Ich weiss, dass man mir nie YB und Basel geben wird.» Warum? «Ich weiss es.» Aber warum? «Weil ich es weiss.» Offenbar wusste es Celestini nicht. Dass der FCB im Oktober 2023 als Tabellenletzter in grosser Not sein würde, konnte aber auch niemand vorausahnen.

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Doch das vermeintliche Wissen von Celestini hat tiefere Wurzeln. Schon als Spieler hatte der in Lausanne aufgewachsene Fabio stets das Gefühl, dass ihm vor allem in der Deutschschweiz nicht die verdiente Anerkennung zuteilwird. Er war Captain in Marseille und hatte eine zentrale Rolle bei Getafe in Spanien. Im Schweizer Nationalteam jedoch stand ihm immer Johann Vogel vor der Sonne; ausser mit seinem wichtigen Siegtreffer 2002 in der EM-Qualifikation in Irland hinterliess Celestini kaum Spuren, als Nationalspieler blieb er ein Gekränkter. Die Deutschschweiz? Mag Celestini nicht.

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Dieses Selbstbild verfestigte sich, als Celestini die Trainerlaufbahn einschlug. Er arbeitete in Italien, war Assistent in Malaga, dann kam er in die Schweiz, nach Lausanne. Er war schon früher in Basel im Gespräch, im FCB dachten sie in der Ära des Klubbesitzers Bernhard Burgener über Celestini nach, verpflichteten aber Ciriaco Sforza.

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Nicht nur in Luzern hinterliess Celestini einen Klub, in dem über ihn als Coach gesprochen wurde, und es hiess, Celestini stelle ständig Forderungen auf, die unverhältnismässig seien. Er wolle neue Spieler, bessere Trainingsmöglichkeiten, mehr Personal im Staff.

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Celestini spricht leidlich Deutsch, in seiner Muttersprache Französisch ist er eloquent und charmant. Er weiss viel über den grossen Fussball in Spanien und Frankreich, über Bernd Schuster, über Taktik, Systeme, Trainingsinhalte. Aber manchmal fällt es ihm schwer zu akzeptieren, dass nicht alle den grossen Fussball so kennen, wie er ihn kennt. In Basel könnte das anders sein. Deshalb hat er nun auch die Chance, sein Selbstbild zu korrigieren und die alte Kränkung zu vergessen.

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Es waren vor allem Zürcher, die für den FCB Titel und internationale Erfolge sammelten

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Trainer aus der Westschweiz haben eine Tradition in Basel. Guy Mathez hiess der letzte Romand, der den FCB coachte, er führte den Klub 1998 durch die Abstiegsrunde und wurde ein Jahr später entlassen, auf Rang 6 in der Meisterschaft. Dann waren es Zürcher, die für den FCB Titel und internationale Erfolge sammelten: Christian Gross, Urs Fischer. Murat Yakin war zwar Basler, aber fussballerisch gesehen eher ein Zürcher Grasshopper. Nun, da der FCB in einem Zustand ist, der an die dunklen Zeiten der 1980er und 1990er Jahre gemahnt, hat also wieder ein Romand übernommen.

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Auch gegen Yverdon war unübersehbar, dass Celestini vor einer grossen Aufgabe steht. Die Mannschaft scheint zwar den Höhepunkt der Krankheit überwunden zu haben, aber sie ist noch lange nicht genesen. Dafür braucht es mehr als Zeit. Wie hatte doch der der FCB-Scout Ruedi Zbinden kürzlich gesagt, man habe bei der Kaderzusammenstellung einige Fehler gemacht und müsse in der Winterpause korrigieren.

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Celestini bleibt nicht viel anderes übrig, als den Notfallarzt zu geben. Er redete von «miteinander sprechen, gemeinsam Zeit verbringen», nachdem er vor dem 1:0-Sieg im Cup gegen den drittklassigen SC Kriens erstmals die Hand auf den Patienten gelegt hatte. Gegen Yverdon liess ihn die Erleichterung über den Sieg nicht übersehen, dass seine Equipe keine gute Leistung geboten hatte.

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Mitarbeit: Peter B. Birrer

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