Mit der Rückkehr aus Japan holt den Schweiz-Kosovaren die Vergangenheit ein. Homophobe Äusserungen überschatten seine Karriere.
<!–>
–><!–>

Benjamin Kololli schien schon immer auf schmalem Grat zu wandeln.
Es hätte eigentlich keines Beweises mehr bedurft, dass der FC Basel, Ausgabe 2023, seine Anhänger gerne auf Trab hält. Eben erst hatte der Präsident David Degen in einem Interview mit CH Media verlauten lassen, der St.-Jakob-Park sei für seinen Verein eigentlich zu teuer. Da verkündete der FCB am Stephanstag, dass er ablösefrei Benjamin Kololli verpflichtet habe.
<!–>
Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken folgten prompt, FCB-Fans erinnerten sich daran, wie sich der Schweiz-Kosovare vor sechs Jahren als Spieler von Lausanne-Sport zweifelhaft zum Coming-out des homosexuellen Schiedsrichters Pascal Erlachner geäussert hatte. Kololli galt fortan als homophob. Und weil einige ihm noch immer nicht verziehen haben, sind seine Aussagen nun unbarmherzig hervorgekramt worden. Die Entrüsteten schimpften, der FCB verliere immer mehr von den Werten, die ihn einst ausgezeichnet hätten.
–><!–>
Das veranlasste den FC Basel sogar dazu, ein separates Communiqué zu versenden, der tief gefallene Klub ist bereits wieder im Verteidigungsmodus. In der Mitteilung weist Kololli den Vorwurf der Homophobie zurück. Die seinerzeit getätigten Aussagen würde er so nicht mehr machen. Er sei damals direkt nach einem Spiel mit der Thematik konfrontiert worden und habe sich sehr ungeschickt ausgedrückt. Der FCB schreibt, er habe wegen dieser Geschichte das Gespräch mit Kololli gesucht, und der Spieler habe den Klub «von seinen menschlichen Werten» überzeugen können.
–><!–>
ℹ️ Benjamin Kololli nimmt Stellung zu den nun wieder aufgekommenen medialen Aussagen, die er vor sechs Jahren zum Thema Homosexualität machte:
„Die Aussagen würde ich so heute natürlich nicht mehr machen. Ich wurde damals direkt nach dem Spiel mit der Thematik konfrontiert und…— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) December 26, 2023
–><!–>
Geht die Rechnung auf, verleiht Kololli dem FCB mit seiner Routine Stabilität
–><!–>
Es ist dennoch eine Verpflichtung, wie sie nicht besser zum FC Basel unter dem Präsidenten Degen passen könnte. Kololli, 31 Jahre alt, galt schon immer als ein Spieler, der auf schmalem Grat zu wandeln scheint. Er verzückte das Publikum, wenn er mit lässig montierten Stulpen einen fulminanten Weitschuss abfeuerte. Man konnte sich bei ihm aber auch nie sicher sein, ob er im nächsten Moment seinem Team nicht mit einer unbedachten Aktion schaden wird.
–><!–>
Deshalb wirkt es, als habe der als Gambler verschriene David Degen wieder einmal am Roulettetisch eine Wette platziert, mit vielen Chips auf der Farbe Rot. Mit dem Risiko, dass Schwarz kommt und weiterer Kredit bei den Anhängern verspielt ist.
–><!–>
Geht die Rechnung auf, verleiht Kololli dem FCB mit seiner Routine Stabilität. Wenn nicht, muss sich der Klub den Vorwurf gefallen lassen, einmal mehr einem abgehalfterten Veteranen vertraut zu haben. Dass Kololli eine Vergangenheit bei der Konkurrenz aus Bern und Zürich hat, macht die Aufgabe für ihn nicht unkomplizierter. Der FCB hätte über die Weihnachtstage Ruhe und Besinnlichkeit einkehren lassen können, stattdessen setzt er sich weiter unter Druck.
–>
Best-of-Video von Benjamin Kololli, als er für den FC Zürich spielte.
<!–>
Optimisten können einwerfen, dass Kololli in Basel auf den richtigen Trainer trifft
–><!–>
Dass Kololli Farbe nach Basel bringt, scheint so oder so klar. Sein Leben ist nie gradlinig verlaufen. Als es vor der Volljährigkeit nicht danach aussah, dass es ihn in den Profifussball verschlägt, ging er kickboxen und jobbte in einem McDonald’s. Als es mit der Sportkarriere doch noch geklappt hatte, bildete er nebenbei einen Kampfhund aus. Aus Japan, wo er die letzten zweieinhalb Jahre spielte, gibt es Bilder, wie er sich in knallig orangem Shirt über das Feld pflügt oder wie er in ausgefallenem Oktoberfest-Outfit posiert.
–><!–>
Skeptisch stimmt, dass Kololli zuletzt mit Shimizu S-Pulse nur in der zweithöchsten Liga des Landes engagiert war und sich seine statistischen Werte eher bescheiden ausnehmen. Optimisten hingegen können einwerfen, Kololli treffe in Basel auf den richtigen Trainer. Unter Fabio Celestini hatte er in Lausanne von 2016 bis 2018 einige seiner stärksten Phasen. Vielleicht schafft es der Coach, die Energie Kolollis gewinnbringend zu kanalisieren.
–><!–>
Und vielleicht hat die unrühmliche Geschichte rund um die Homophobie-Vorwürfe ja tatsächlich einen Reifeprozess in Gang gesetzt. Als ihn die NZZ vor zwei Jahren fragte, was er an Japan schätze, antwortete er, dass ihm vor allem gefalle, wie respektvoll die Leute miteinander umgingen. Egal, ob man ihm dieses Statement abnimmt oder nicht: Man wünscht Kololli, dass er in Basel eine faire Chance erhalten wird.
–><!–>
–>