«Meine Achterbahnfahrt dieses Jahr gibts nicht mal im Europa-Park»

Publiziert15. Dezember 2023, 04:35

FCB-Boss David Degen«Meine Achterbahnfahrt dieses Jahr gibts nicht mal im Europa-Park»

Im Podcast «Anderi Liga» spricht David Degen offen und exklusiv über ein bewegendes Jahr 2023, die Erkenntnisse aus der aktuellen Krise, wie auch über sein Privatleben.

Tobias Wedermann
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«Ich mache mir selber sehr viele Vorwürfe, ich bin der, der am meisten darunter leidet, weil ich mir selber nichts verzeihe», erklärt FCB-Boss David Degen ganz offen.

«Ich mache mir selber sehr viele Vorwürfe, ich bin der, der am meisten darunter leidet, weil ich mir selber nichts verzeihe», erklärt FCB-Boss David Degen ganz offen.

Roman Gaigg

Degen ist in der neusten Folge des Podcasts «Anderi Liga» von 20-Minuten-Sportchef Tobias Wedermann (l.) und NZZ-Fussballjournalist Fabian Ruch (r.) zu Gast. 

Degen ist in der neusten Folge des Podcasts «Anderi Liga» von 20-Minuten-Sportchef Tobias Wedermann (l.) und NZZ-Fussballjournalist Fabian Ruch (r.) zu Gast. 

Roman Gaigg

«Vielleicht hätte ich in einzelnen Fällen dieser Alleinherrscher sein sollen – ich habe vielleicht in gewissen Punkten zu sehr auf andere gehört», sagt Degen zur Krise der letzten Monate.

«Vielleicht hätte ich in einzelnen Fällen dieser Alleinherrscher sein sollen – ich habe vielleicht in gewissen Punkten zu sehr auf andere gehört», sagt Degen zur Krise der letzten Monate.

Roman Gaigg

Darum gehts

  • FCB-Boss David Degen ist in der neusten Folge des 20-Minuten-Fussballpodcasts zu Gast.

  • In spannenden, unterhaltsamen und teilweise auch emotionalen 1,5 Stunden spricht der 40-Jährige offen wie selten zuvor.

  • Eine Zusammenfassung der Highlights.

In der neusten Folge des 20-Minuten-Fussballpodcasts «Anderi Liga» ist FC-Basel-Boss David Degen zu Gast – und gibt offene Einblicke wie selten zuvor. Im Gespräch mit 20-Minuten-Sportchef Tobias Wedermann und NZZ-Fussballjournalist Fabian Ruch spricht der 40-Jährige unter anderem über:

Ein bewegendes Jahr 2023

«So eine Achterbahn, wie die, auf der ich mich in diesem Jahr befinde, gibt es im Europa-Park nicht. Ich sass auf der Tribüne und bin teilweise innerlich zusammengefallen», so Degen. Er habe sich oft gefragt, was gerade passiert oder was nun die nächsten Schritte seien. «Wenn du in der Verantwortung bist und dann in eine Abstiegssituation gerätst, musst du wirklich aus dir rausgehen, sonst kommt das nicht gut.» Klar habe das Jahr auch Highlights gehabt. «Den Conference-League-Halbfinal oder auch aus finanzieller Sicht war das Jahr hervorragend.» Persönlich sei es aber sehr schwierig gewesen. «Ich möchte diese Erfahrung aber nicht missen, es bringt mich auf ein anderes Level – all die Kämpfe, die ich mit mir selber hatte.» 

Die Krise in der aktuellen Saison

«Wir sind in einem Hamsterrad, wo wir nur reagieren und nicht agieren. Das ist eines der ganz grossen Probleme.» Natürlich gebe es mehrere Punkte, die man analysiere und wo man Fehler gemacht habe. Etwa bei der Trainerwahl, dem Hin und Her um die Position von Heiko Vogel oder auch bei der Kaderzusammenstellung. «Ich sagte, dass ich 90 Prozent des Kaders zusammenhalten möchte. Ich wollte das. Aber wenn Clubs aus den Top-5-Ligen anklopfen, ist es einfach nicht möglich, diese Spieler zu halten», so der FCB-Boss. Er hinterfrage alle seine Entscheidungen. «Ich mache mir selber sehr viele Vorwürfe, ich bin der, der am meisten darunter leidet, weil ich mir selber nichts verzeihe», erklärt Degen ganz offen. «Vielleicht hätte ich in einzelnen Fällen dieser Alleinherrscher sein sollen – ich habe vielleicht in gewissen Punkten zu sehr auf andere gehört.» 

Der aktuelle Kader

Den Vorwurf, dass man auf zu viele junge Spieler gesetzt habe, will Degen so nicht stehen lassen. Man habe sehr talentierte Spieler im Kader. Und: «Wir haben extra auch Spieler zwischen 20 und 30 Jahren geholt und diese zeigen aktuell die am wenigsten konstanten Leistungen.» Er nenne keine Namen, aber: «Genau diese Spieler wurden bei uns zum Problem.» Man wollte mit Ardon Jashari einen Leader ins Team holen. «Wir hätten ihn unbedingt benötigt. Wie er sich mit 21 Jahren entwickelt, ist Wahnsinn – aber Luzern wollte ihn nicht abgeben. Und da läuft aktuell auch nichts mehr, ich habe aufgegeben.» Man halte Ausschau nach Optionen für das Transferfenster im Januar, aber es sei schwierig, solche Charaktere zu finden. 

Die Trainerwahl von Fabio Celestini

Bei den Gesprächen mit möglichen Kandidaten für die Nachfolge von Heiko Vogel war der FCB-Boss nicht dabei. «Ich hatte an diesem Tag meine Schulter-OP – ich konnte diesen Termin nicht verschieben. Es zeigt aber, dass der Club lebt und Entscheidungen ohne mich getroffen werden können», so Degen. Mit der Wahl sei er aber sehr zufrieden und stehe zu 1000 Prozent hinter Fabio Celestini. Er habe in der Schweiz noch nie einen Trainer erlebt, der so akribische arbeite und detailversessen sei. «Seit ich den Club übernommen habe, ist er der erste Trainer, der die Auswechslungen so macht, wie ich sie machen würde.» 

Hass gegen den jungen Stürmer Thierno Barry

«Ein sehr schwieriges Thema. Ein Spieler, der in zu kurzer Zeit zu viel erlebt hat», sagt Degen über Barry, der nach dem GC-Spiel wegen einer vergebenen Chance sogar weinte. Wenn man sich im Fussballbusiness auskenne, müsse man sich nun fragen, ob er die Kurve beim FC Basel mit diesem Druck noch schaffe oder nicht. «Er hat viele Qualitäten und ich ahne es schon, dass wenn wir ihn abgeben würden, dass er dort explodieren würde.» Man müsse nun die Lage analysieren und schauen, wie man diesem jungen Menschen nun am besten helfen könne.

Das Privatleben des FCB-Boss

Die Gesundheit steht für den 40-Jährigen über allem. «Ich bin der Typ, der am Morgen aufsteht und einfach Erfolg haben will», so Degen. Sonst habe er in seinem Privatleben aktuell nicht viel. «Ich habe keine Kinder, ich habe keine Freundin oder Frau – ich hätte schon gerne mal Kinder und eine Familie, aber da muss vieles passen.» Wenn es nicht klappen wolle, klappe es halt nicht. «Man muss nicht einfach Kinder machen, nur damit man Kinder gemacht hat.»

Was Degen zu den Finanzen des FC Basel sagt, was seine kurz- und mittelfristigen Ziele sind, wie er über das Nati-Thema Yakin/Xhaka denkt und wie er den aktuellen Tabellenführer YB sieht, kannst du dir ab sofort auf allen gängigen Podcast-Plattformen anhören.

Podcast «Anderi Liga»